Stadtwerke sind zentrale Akteure der Internetversorgung

Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen (EVU) entdecken zunehmend den Markt der digitalen Telekommunikationsinfrastrukturen für sich. Daseinsvorsorgern bieten sich hier interessante Geschäftsmöglichkeiten als Antwort auf rasant wachsende Bedarfe von Haushalten und Unternehmen. Ist die Finanzierung sichergestellt, kommt es auf die richtigen Partner in der Umsetzung an, um die Chancen zu nutzen und Risiken gering zu halten. Wie das aussehen kann, beschreiben Michael Neska und Daniel Röcker von der carrierwerke GmbH in diesem Beitrag.

Stadtwerke zwischen Daseinsvorsorge und Zukunftsgestaltung

Sie liefern so genannte Commodities, also Dinge des täglichen Lebens, in selbstverständlicher Zuverlässigkeit und Qualität. Mit ihrem Kernportfolio aus Strom, Gas und Wasser – sowie häufig weiteren Leistungen wie Mobilität oder der Betrieb von Schwimmbädern – leisten Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen (EVU) Daseinsvorsorge für ihre Kunden vor Ort und Versorgungssicherheit rund um die Uhr. Sie sind das Rückgrat, damit es in Deutschland „läuft“.

Die Corona-Pandemie war für zahlreiche Stadtwerke und EVU‘s ein Booster für den Schritt, Telekommunikations-Infrastrukturen, vorzugsweise mit Glasfaser, aufzubauen. Zu deutlich wurde in den vergangenen drei Jahren der Bedarf an Bandbreiten, ob privat, im Homeoffice, beim digitalen Unterricht, beim Remote-Arbeiten oder weiteren Betriebsabläufen. Der katastrophale digitale Zustand der öffentlichen Verwaltung trat zutage und damit auch für Bund, Länder und Gemeinden der Auftrag, in den Bau von Netzen sowie in die Digitalisierung der internen und der Kundenprozesse zu investieren.

Die Voraussetzungen für den weiteren Ausbau digitaler Infrastrukturen vor Ort waren Ende des vergangenen Jahres sehr gut. Das politische Bekenntnis zur Glasfaser setzte einen wichtigen Impuls. Doch heute sind wir im Sommer 2022 und eine Krise weiter – nämlich dem Krieg in der Ukraine -, ohne die Corona-Krise gelöst zu haben. Und auch hier geht es um Stadtwerke und EVU’s – um Versorgungssicherheit und ihren Auftrag der Daseinsvorsorge.

Strom- und Gaspreise steigen rasant, vor allem letztere werden für viele Haushalte und Unternehmen zu einer großen, unkalkulierbaren Belastung. Stadtwerke müssen die Energien teurer einkaufen, können die Preise aber (noch) nicht anpassen. Energiekunden stehen vor dem finanziellen Aus und können die Leistungen nicht mehr bezahlen. Und was hat das mit Telekommunikationsnetzen zu tun? Sind angesichts der neuen Herausforderungen Wille und Mut da, in solche Netze zu investieren bzw. bestehende Netze auszubauen? Diese Frage ist nicht allein eine betriebswirtschaftliche, sondern häufig eine politische, die Kommunen und Unternehmen für sich beantworten müssen.

Bedarf an digitalen Infrastrukturen wächst weiter

Zunächst einmal sind wir davon überzeugt, dass trotz der schrecklichen Ereignisse in der Ukraine und der finanziellen Belastungen für Stadtwerke und EVU’s durch die steigenden Energiepreise der Bedarf an leistungsstarken digitalen Infrastrukturen weiter wachsen wird. Es stellt sich die Frage nach dem geeigneten Geschäftsmodell – Infrastrukturanbieter, Internet-Service-Provider oder Digitalisierer von Geschäftsprozessen -, nach der Finanzierung und vor allem der Refinanzierung sowie der weiteren Entwicklung des Netzes.

Die beiden Verbände BUGLAS und VKU haben im vergangenen Jahr ihre Mitglieder zu den Digitalisierungs- und Konnektivitäts-Perspektiven 2022 befragt. 80 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass der Bedarf nach hohen Bandbreiten weiter steigen werde. Und: 42 Prozent bejahten diese Frage, weil Kooperationen die Nachfrage steigern würden, 12 Prozent, weil regionale Carrier ihre Vermarktungspotenziale wirkungsvoll intensivieren würden. Partnerschaften und Vermarktung sind das A & O für den Erfolg. Warum?

Neues Geschäftsfeld mit Herausforderungen und Potenzial

Telekommunikation bedeutet Neuland, denn der Markt ist, anders als die klassischen Versorgungssparten von Stadtwerken, sehr dynamisch. Eine empirische Studie der Strategieberatung MICUS vom Januar 2022 beschreibt sehr genau den Rahmen und die Bedarfe von Stadtwerken und EVU’s beim Thema Glasfaser. Dynamisch sind beispielsweise Preismodelle oder der Vertrieb. Gleichzeitig besteht ein hoher Kostendruck beim Tiefbau als mit Abstand teuerstem Investitionsblock. Doch wer ein Glasfasernetz hat, verfügt damit auch über die technische Basis für zahlreiche Mehrwert-Leistungen wie WLAN, LoRaWAN, 5G-Mobilfunknetz, Datencenter oder Cloud Services.

Gleichwohl und unabhängig von Krisen müssen Stadtwerke und EVU’s stets abwägen, für welche Geschäftsfelder sie finanzielle Mittel bereitstellen. Ein wesentliches Thema ist die kostenintensive Energiewende, ein weiteres ist die Digitalisierung sämtlicher Geschäftsprozesse intern und mit den Kunden. Und da diese häufig vor allem die Kernsparte Energie betreffen, erhält dieser Bereich bei der Mittelzuteilung einen größeren Anteil.

Aber ein Telekommunikationsnetz finanziert und baut sich nicht einfach nebenher. Stadtwerke berichten, dass die größten Herausforderungen waren, sich in ein vollkommenen neues Geschäftsfeld einzuarbeiten. Infrastrukturkompetenz ist in den Häusern zweifelsohne vorhanden, doch erfordert der Aufbau eines zukunftsweisenden Geschäftsfelds wie der Telekommunikationsnetze weitergehende fachliche Ressourcen und Strukturen. Hier kommen Partnerschaften ins Spiel.

Partnerschaften für den gemeinsamen Erfolg

In einem hochdynamischen und komplexen Markt wie der Telekommunikation, der anders funktioniert als die Kernsparten Strom, Gas und Wasser, ist das fachliche Know-how von außen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Der Erfolg – und das ist ebenfalls unsere Überzeugung – muss ein gemeinsamer sein.

Was kann ein Partner leisten? Zunächst einmal geht es um grundsätzliche Aspekte der Zusammenarbeit wie die notwendige fachliche Kompetenz und Erfahrung, aber vor allem auch um Vertrauen und ein gemeinsames Verständnis von der Qualität und dem Ziel der Zusammenarbeit. Ohne das „Wie?“ lässt sich das „Was?“ nicht nachhaltig beantworten.

Dies gilt – nach getroffener finanzieller Entscheidung für den Bau bzw. Ausbau von Telekommunikationsnetzen – vor allem für den technischen und operativen Betrieb sowie für die Vermarktung der Netze. Diejenigen, die ausbauen wollen, so die MICUS-Studie, wollen sich auf die zukünftigen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung vorbereiten. Ein großer Teil will seinen Endkunden durch den weiteren Ausbau ein zusätzliches Angebot machen können. Je nach gewähltem Geschäftsmodell kann Telekommunikation eine Zusatzleistung „im Paket“ mit anderen Services, etwa in der Energieversorgung, sein.

Digitaler Netzbetrieb als Voraussetzung

Das Rückgrat eines erfolgreichen Geschäftsmodells bilden technische Dienstleistungen für den Netzbetrieb, automatisierte und digitale Prozesse, ein durchdachtes Tarif- und Marketingkonzept sowie geschulte Mitarbeiter. Einfachheit und damit Kundenfreundlichkeit sind das Prinzip – und alles ist digital. Im Netzbetrieb müssen Prozesse skalierbar sowie möglichst automatisiert und digitalisiert sein. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, bedarf es der geeigneten Software sowie Online-Funktionalitäten, die dem Endkunden den Zugang und die Nutzung des Angebots erleichtern. Dazu zählen zum Beispiel eine Online-Bestellstrecke oder ein Online-Kundenportal. Die notwendigen internen und externen Prozesse zu definieren, zu designen und robust zu machen, erfordert Marktkenntnis und ein umfassendes technisches Wissen.

Intern benötigen die Mitarbeiter im Kundenservice schnellen Zugriff auf Kundeninformationen, so dass Anfragen schnell und zuverlässig beantwortet werden können. Ziel ist es, gleich im ersten Schritt mehr als 90 Prozent der Anfragen schnell und umfassend beantworten zu können. Und zu einer unkomplizierten Customer Journey, also der digitalen Reise des Kunden bzw. Interessenten auf der Suche nach dem geeigneten Angebot oder der Lösung für sein Anliegen, spielen Online-Bestellstrecken nach dem Prinzip der Einfachheit und Wirksamkeit eine große Rolle.

Solche Tools unterstützen die Möglichkeit für Cross-Selling-Angebote, etwa im Bündel mit Leistungen aus anderen Stadtwerke-Sparten wie der Energie, dem Verkehr oder den Bäderbetrieben. Um sämtliche Prozesse effizient zu managen, bedarf es einer geeigneten Carrier-Management-Software. Hier beraten die carrierwerke von Anfang an und wir begleiten unsere Kunden bei der Umsetzung und dem Betrieb dieser Prozesse sowie der Qualifizierung seiner Mitarbeiter.

Refinanzierung durch professionelle Vertriebsarbeit

Um die große Investition in den Bau bzw. Ausbau eines Telekommunikationsnetzes zu refinanzieren, spielt die Vertriebsarbeit eine entscheidende Rolle – und zwar unabhängig vom gewählten Geschäftsmodell als Infrastrukturanbieter oder Internet-Service-Provider. Hier geht es um Marke, Marketing und Vertrieb. Stadtwerke und EVU’s haben vor Ort einen Standortvorteil. Sie sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der kommunalen Versorgungslandschaft und genießen ein großes Vertrauen. Wenn ein Stadtwerk eine eigene Telekommunikationsmarke für Dienste wie Internet, Telefonie oder TV schaffen will, sind dies günstige Voraussetzungen.

Eine starke eingängige Marke, die Interesse schaffen und Vertrauen aufbauen soll, braucht ein kommerzielles und vertriebliches Konzept. Der Kundenservice muss zuverlässig sein, die Tarife zeitgemäß, die technischen Leistungen stabil und hoch verfügbar. Auch hier ist spezielle Expertise wichtig, um zu entscheiden, ob man selbst Telekommunikationsanbieter sein will oder nicht. Und wenn ja, ob als Eigenmarke oder als White-Label-Dienste. Hier unterstützen wir beim kompletten Markenauftritt, bei der Vorvermarktung mitsamt Bürgerinformation und beraten bei der Wahl des Geschäftsmodells.

Glasfaser ist die Infrastruktur der Wahl

Im Endeffekt ist die Entscheidung für eine Glasfaser-Infrastruktur – und das sagen wir ganz bewusst im Einklang mit anderen Branchenexperten – eine Entscheidung in die perspektivisch einzige relevante Telekommunikationsinfrastruktur, über die alle Dienste bereitgestellt werden. Derjenige, der mit dieser Infrastruktur als erster auf dem Markt ist, wird langfristig auch der einzige Infrastrukturanbieter vor Ort sein. Hier teilen wir die Einschätzung der MICUS-Studie. Glasfasernetze sind Voraussetzung für den neuen Mobilfunkstandard 5G, der sich in hohem Tempo etabliert. Und ohne sie sind Smart Cities nicht denkbar als Konzept für ein vernetztes, nachhaltiges Leben in Städten und Gemeinden. Diese Zukunft hat bereits begonnen.

Schließlich wird Glasfaser zum Maß aller Dinge auch in Gebäuden – ob privat oder in der Wohnungswirtschaft – werden. In der Zwischenzeit sind Übergangslösungen denkbar, damit die Leistung der Glasfaser auch beim Kunden ankommt. Genau hier ist es ideal, wenn White-Label-Vordienstleister wie die carrierwerke Partner wie Rehnig und homeway für die Netzebene 4 haben, die gemeinsam mit abgestimmten Lösungen die teilweise sehr komplexe Versorgung von Immobilien reibungslos sicherstellen können. Das spart zusätzlich Ressourcen auf Seiten der Stadtwerke und EVU und stellt gleichzeitig den Zugang zu dieser Kundengruppe sicher.

Mehrwert schaffen aus einer Hand

Große Entscheidungen für große Chancen! Um diese zu nutzen, sind viele Schritte zu gehen. Dafür braucht es Partner mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Mehrwert nach dem Prinzip des „Alles aus einer Hand“ generiert. Ganzheitlichkeit bedeutet, dass sämtliche Bereiche und Prozesse des Unternehmens auf die Anforderungen der Endkunden ausgerichtet sind. Als carrierwerke helfen wir unseren Kunden, unsere Expertise zu nutzen und eigenes Know-how aufzubauen. Das reduziert auch das Risiko möglicher Fehlentscheidungen. Und, last but not least, haben unsere Leistungen ein Gesicht mit festen Ansprechpartnern. Denn was nutzt Augenhöhe, wenn man sich nicht in die Augen schauen kann. Ohne geht nicht!

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Cable!Vision Europe 04/22

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