Home-Office: mehr als nur zu Hause

Was bedeutet Home-Office?

Da es noch keine gesetzliche Definition für Home-Office gibt, kann der Begriff für Vieles stehen. Mobiles Arbeit, Remote Work, Telearbeit oder doch Heimarbeit? Sprachlich verwenden wir diese Begriffe oft willkürlich, doch es gibt Unterschiede: Mobiles Arbeiten & Remote Work beschreiben im eher weiteren Sinne eine berufliche Tätigkeit, die von überall aus erledigt werden kann, also nicht an die Anwesenheit in einem Büro gebunden ist.[1] Der oder die Mitarbeitende muss nicht zwangsweise von zu Hause arbeiten. Es stehen alle Mittel zur Verfügung, um ortsunabhängig zu arbeiten. Das kann die Dienstreise im Zug oder auch die Zeit im Hotel zwischen zwei Terminen sein. Wird diese Tätigkeit mit einem mobilen Lebensstil kombiniert, bezeichnet man eine solche Person als Digital Nomad. Anders sieht es mit der Telearbeit aus. Hier wird dem Angestellten in seinem zu Hause ein Bildschirmarbeitsplatz fest eingerichtet. Mobiliar, Arbeitsmitteln und Kommunikationseinrichtungen werden dabei von der Firma gestellt. Menschen, die in Heimarbeit arbeiten, sind dagegen selbstständig und erledigen Aufträge für einen Auftraggeber. Wo und wann die Heimarbeit verrichtet wird, ist also der Person selbst überlassen. Sie nehmen beispielsweise an Umfragen teil, testen Produkte oder Bloggen.

Lohnt sich das?

Kurz gesagt: Ja! Für Arbeitnehmende und Arbeitgebende kann Home-Office eine Win-win-Situation bedeuten, denn es hat sich herausgestellt, dass die Kreativität im Home-Office angeregt wird und einzig die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten zur allgemeinen Zufriedenheit im Betrieb beiträgt.[4] Gerade Berufe, die sich allein mit funktionierendem Internet erledigen lassen, sind für Home-Office prädestiniert. Programmierung, Webdesign, CAD-Design, Projektmanagement, Buchhaltung, (Online) Marketing, Texten, Grafikdesign sind einige Berufe, die sich im Home-Office ohne weiteres umsetzen lassen.

Wo gehobelt wird, fallen Späne.

Das Home-Office hat auch Kehrseiten. Das ist individuell und sieht je nach Lebenssituation anders aus. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann sich durchaus auch schwierig gestalten. Statt Selbstwirksamkeit zu leben kann hier das ein oder andere Elternteil auch eine Mehrfachbelastung beklagen, denn Care-Arbeit ist immer noch schwer von anderen Tätigkeiten zu trennen. Doch selbst wer sich in den eigenen vier Wänden hervorragend konzentrieren kann, vermisst vielleicht das gelegentliche Plaudern in der Kaffeepause oder ein gemeinsames Meeting vor Ort. Zudem kann der Teamzusammenhalt durch mangelnden Kontakt bröckeln. Wichtig sind ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe und regelmäßige Meetings durch Onlinetools, um den stetigen Kontakt beizubehalten.

Gut für den Flow.

Ob Workation auf dem Lande oder schlichtweg das Arbeiten nach eigenem Rhythmus – Home-Office kann für einen gesunden Work-Life-Flow das Ass im Ärmel sein. Klar ist: Der Rahmen muss vorher von beiden Seiten abgeklärt sein. Doch ist einmal der Grad des flexiblen Arbeitens geklärt, darf sich die angestellte Person in der Regel ihre Arbeit zu ihrer persönlichen Vorliebe frei einteilen. Das kann viele positive Effekte haben. Meistens wird hier die Vereinbarkeit von Beruf und Familie genannt. Kitabeginn, Einkauf, gemeinsames Mittagessen mit dem Schulkind. All das kann mit einem Vollzeitjob funktionieren, wenn eine flexible Zeiteinteilung möglich ist. Auch auf die mentale und physische Gesundheit von Arbeitnehmenden kann Home-Office einen positiven Effekt erzielen. Der Mensch kann sich seinen Arbeitsalltag bedürfnis- und ressourcenorientiert strukturieren und frei entscheiden, was für ihn die beste Beschäftigung in der Pause ist. Das kann Kochen, eine Sporteinheit, ein Spaziergang im Grünen oder auch ein Mittagsschlaf sein. Jede Person lädt ihre Akkus anders – hier darf also Individualität ausgelebt werden.

Gut für den Menschen.

Sind die Regeln mit dem Arbeitgeber abgeklärt, kann es sogar sein, dass einer Workation nichts im Wege steht. Der zusammengesetzte Begriff aus work und vacation meint die Verbindung von Arbeit und Urlaub. Ist der Arbeitsort flexibel, kann man beispielsweise aus der Großstadt für eine vereinbarte Zeit in eine kleine Hütte in den Schwarzwald ziehen – dort neue Inspiration tanken und die Abwechslung nach getaner Arbeit genießen. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine flächendeckende, gute Internetverbindung.

Auch in puncto Inklusion kann das Arbeiten von zu Hause vorteilhaft sein. Menschen mit körperlichen Behinderungen können beispielsweise so den meist nicht barrierefreien Arbeitsweg umgehen und Menschen mit psychischen Krankheiten ihr Zuhause als sicheren Arbeitsplatz nutzen. Hier ist wichtig, dass keine soziale Abgrenzung geschieht, denn nur Menschen mit Behinderungen in das Home-Office zu versetzen, kann auch zu einer Vereinsamung führen und als Diskriminierung gesehen werden. Wichtig sind offene Gespräche zwischen Arbeitgeber und der arbeitnehmenden Person sowie soziale Interaktion im Team durch Onlinetreffen und Kommunikationswege über das Internet.[4]

Gut für alle.

Die gefährlichsten Etappen der Corona-Pandemie scheinen überstanden zu sein. Zwar gelten immer noch Quarantäne-Regeln bei einer Infektion, der restliche Alltagsbereich nimmt jedoch wieder langsam seinen gewohnten Lauf. Selbst die Maske im Supermarkt ist kein Muss mehr. Dennoch: Epidemien und Pandemien werden keine Seltenheit bleiben, die Chancen, dass sie Überhand gewinnen, lassen sich aber verringern.[5] Grund dafür, dass sich neue „Emerging Infectious Diseases“ ausbreiten können, sind zum Beispiel Waldrodungen, das Einsetzen von Antibiotika in der Massentierhaltung und die Globalisierung. Neben vielen positiven Effekten führt die Globalisierung nämlich auch dazu, dass sich Krankheitserreger schneller zwischen den Kontinenten ausbreiten.[6] Ein Unternehmen ist also nicht nur im Falle einer Pandemie mit dem Home-Office-Angebot besser aufgestellt, sondern kann global gesehen sogar einen positiven Effekt auf die Eindämmung von Erregern beitragen.

Auf die Dienstreise zu verzichten und stattdessen auf ein digitales Treffen auszuweichen, ist nicht nur epidemiologisch eine kluge Entscheidung. Neben der hohen Zeiteffizienz ist auch der verringerte CO₂ Ausstoß ein griffiges Argument für das online Meeting. Unsere Klimaziele sind schließlich wichtiger denn je. Laut Bundesamtschef Dirk Messner befinden wir uns im entscheidenden Jahrzehnt, denn „wenn wir diese Dekade verpassen, können wir unsere Klimaziele national und global nicht mehr in den Griff bekommen“.[7] Es ist geplant, Deutschlands Treibhausgase bis in das Jahr 2045 zu neutralisieren. Bis dahin müssen alle Treibhausgase vermieden oder wieder eingedämmt werden. Das vorläufige Ziel für 2030 soll 65 % gegenüber dem Jahr 1990 einsparen. Um dies zu erreichen, müssen wir laut Messner die Emissionen jedes Jahr um 6 % senken.[8] Das Einsparen von Arbeitswegen und Dienstreisen ist dabei nur eine Maßnahme von vielen, hat aber Potenzial, eine Veränderung zu bewirken – ein Richtungswechsel in eine gesündere und nachhaltigere Zukunft für uns und die nächste Generation.

Neben den klimatischen Aspekten ist auch die Abhängigkeit von russischem Öl in Zeiten Putins Krieg wichtig zu bedenken. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schlägt mehr Home-Office vor, um Energie zu sparen. Geschäftsleitungen ruft er dazu auf, darüber nachzudenken, „ob sie da, wo es möglich ist, Home-Office anbieten, um Energie zu sparen.“[9] Das alles sind erst einmal kleine Veränderungen, in Summe kann somit aber einiges bewirkt werden. „Wir können nur unabhängiger von russischen Importen werden, wenn wir es als großes gemeinsames Projekt ansehen, an dem wir alle mitwirken“, sagte er. „Das schont den Geldbeutel und ärgert Putin.“[10]

Ohne geht nicht.

Der schleppende Breitbandausbau ist nicht weiter tragbar – das wurde während dem ersten Lockdown 2020 allen bewusst. „Haushalte mussten teilweise mit 5 MBit/s oder weniger auskommen. Home-Office und Homeschooling einer ganzen Familie sind damit nicht zu machen.“[11] Immer noch gibt es in vielen ländlichen Gebieten keine schnelle, flächendeckende Glasfaser-Übertragung. Ganz im Gegenteil: Das Netz besteht aus einem Flickenteppich an Betreibern und Geschwindigkeiten.[12] Dabei sollte – gerade in unserer heutigen Zeit, in der die Teilhabe durch Digitalisierung essenziell ist – jeder Mensch Zugang zu schnellem Internet haben. Nur so können Schule, Arbeit und Freizeit reibungslos funktionieren. Nur so kommen wir den Klimazielen näher. Und nur so können wir selbstbestimmt arbeiten.

Das Home-Office bietet also viele Möglichkeiten, seine Persönlichkeit in der Arbeit zu entfalten und so zu einem gesunden Work-Life-Flow beizutragen. Außerdem können Menschen mit Behinderungen eine große Chance in ihr finden. Klimaziele rücken mit dem Home-Office in greifbare Nähe und die durch die Globalisierung vermehrte Übertragung von Krankheiten kann eingedämmt werden. Großes Manko: Die Internetverbindung. Denn ein dürftig ausgebautes Netz sorgt nicht nur für irrsinnige Reglungen, es fördert auch Benachteiligung und Diskriminierung. Wir wollen schnelles Internet für alle, damit Menschen am digitalen Leben teilhaben und somit alle ihre Chancen nutzen können.

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